Meine Philosophie von Modelleisenbahn - oder vom Sinn oder Unsinn der Maßstäblichkeit und Vorbildtreue

Philosophie der TT-C40 Idee

Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten, über guten Geschmack noch viel mehr.

Ich will hier nicht als Moralapostel fungieren. Sollten irgendwelche Äußerungen auf diesen Seiten Anstoss zur Kritik bieten, so ist dies bewußt gewollt. Denn nur wer Vorhandenes in Frage stellt, kann Neues schaffen. Und so möchte ich mit dieser Seite den Ein oder Anderen zum Nachdenken anregen und vielleicht auch mit viel Glück von der Feinen Form des Modellbaus zu überzeugen, denn auch hier zählt wie in vielen Bereichen nicht Masse sondern Klasse - in der Beschränkung liegt der Meister.
Es muss nicht immer die Kreisanlage von 2 m x 3 m sein, auf der ICE-Züge mit 2 Waggons mit umgerechnet 250 km/h über Gleisbögen donnern, auf denen noch nicht einmal Strassenbahnen verkehren dürften, weil für mehr die Bahnsteiglänge nicht ausreicht. Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass dieses "stupide" im Kreis herum fahren auf Dauer keinen ernsthaften Modellbauer / Modellbahner befriedigen wird und die Anlage schnell auf dem Boden oder im Keller verstaubt, weil man vergessen hat die kreativen Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen.

Wer sich ernsthaft mit dem Vorbild Eisenbahn beschäftigt, wird früher oder später zu dem Schluss kommen, dass weniger oft mehr ist. Denn gerade mit der Beschränkung auf ein konkretes Vorbild oder zumindest an ein Vorbild angelehntes Szenario erreicht man wirklich glaubwürdige Anlagen und hat ein auf Dauer befriedigendes Hobby. Es gibt, meiner Meinung nach, nur wenige Freizeitbeschäftigungen, die so vielseitig und abwechslungsreich sind, wie der Modellbahnbau.
Angefangen von der Recherche über Planung und Bau der Anlage mit seinen vielen Spezialgebieten, über den vorbildgerechten Betrieb (nach Fahrplan) bis hin zur zeit- und verkehrsgeschichtlichen Bedeutung. Denn jede gute Anlage ist ein Teil lebendige Geschichte. Welches Kind kennt heute noch Dampflok's oder weiß, im Zeitalter des Individualverkehrs, um die Zusammenhänge und Bedeutung des Transportmittels Eisenbahn.

Das Hobby Modellbahn ist demnach bestens dazu geeignet sowohl komplexe Zusammenhänge, wie z.B. Elektrik / Elektronik verständlich und "begreifbar" zu machen, als auch handwerkliche Fähigkeiten zu entdecken und zu fördern. Damit meine ich nicht den Joystick der Playstation. Nicht wenige begeisterte Modellbahner haben ihr Hobby zum Beruf gemacht oder dadurch Fähigkeiten entwickelt, die Ihnen im Beruf oder der Berufswahl entscheidend weiter helfen oder das Hobby willkommener Ausgleich zum hektischen Alltag darstellt.

Meinen ersten Kontakt mit dem Thema Modellbahn kann ich nicht mehr genau datieren. Es war als Kind auf einer der vielen vorweihnachtlichen Ausstellungen in der näheren Umgebung. Voller Faszination sah ich den vorbeifahrenden Zügen bei ihrem Weg über Brücken und durch Wälder zu, um dann in irgendeinem Tunnel zu verschwinden (die Züge nicht ich).

Die Faszination ist bis heute geblieben, nur hat sich die Sichtweise von damals ca. 1,50 m auf heute 1,92 m ;-) und der Anspruch teilweise massiv geändert. Schon früh waren für mich langsame Güterzüge interessanter als ein Schnellzug, der mit Vmax vorbei rauscht.

Das war und ist für mich bis heute das größte Manko von Modellbahnausstellungen. Es herrscht zwar jede Menge Betrieb auf den Anlagen aber für mich fehlt das Leben bzw. das Flair. So ist man schnell von der Vielzahl der fahrenden Züge überfordert oder auch gelangweilt. Wird der Betrieb doch im Wesentlichen auf das Ein- und Ausfahren von Zügen in und aus Bahnhöfen dargestellt. Die eigentlich interessanten Betriebsabläufe, wie z.B. der Lokwechsel, das Bedienen von Gleisanschlüssen, Auflösen und Bilden von Güterzügen und und und, werden leider viel zu wenig oder gar nicht gezeigt.

Gerade das fand ich beim Besuch eines Modultreffens im Jahr 2007 in Roßwein. Auf solchen Veranstaltungen trifft sich eine Schar mehr oder weniger "Modellbahnverrückter" zum "Eisenbahn spielen". Auf den meist beachtlich großen Modulanlagen (Anlage aus vielen einzelnen Segmenten mit genormten Übergängen) wird der Betrieb nach einem vorher festgelegten Fahrplan, mit Wagenkarten / Frachtkarten und einem Fahrdienstleiter praktiziert. D. h. für jeden eingesetzten Wagen gibt es eine Karte mit dessen Daten (Bezeichnung, Abmessungen, Gewicht) und entsprechende Frachtkarten, die den Frachtzettel des Vorbilds entsprechen und die zu transportierende Ladung darstellen. So werden dann von den einzelnen Bahnhöfen (mit Fahrdienstleiter besetzt und per Telefon untereinander verbunden) bzw. Ladestellen entsprechende Wagen angefordert oder bereitgestellt, die dann zugestellt bzw. abgeholt werden müssen. Das Ganze natürlich unter Beachtung des laufenden Fahrplanes und nach Modellzeit (meist im Verhältnis 1:3 bis 1:5 verkürzte Realzeit). Die dargestellten Bahnhöfe und Betriebsstellen entsprechen meist realen Vorbildern und die eingesetzten Fahrzeuge stammen aus einer Epoche und Region. Es begegnen sich somit kein bayr. Glaskasten aus der Epoche II und ein moderner ICE, es sei denn als "Museumszug".

Wenn dies auch für viele "normale" Modellbahner übertrieben erscheinen mag, so hat es doch auch seinen ganz besonderen Reiz. Zumal solche Treffen nur 2-3 mal pro Jahr veranstaltet werden und in der restlichen Zeit jeder für sich oder in regionalen Gruppen weiter baut und Betrieb macht. So kann sich der Einzelne auf seinem Spezialgebiet austoben.

Diese Form des Eisenbahnmodellbaus finde ich optimal. Selbst wenn man nicht an solchen Treffen teilnehmen möchte, kann man doch den Modulgedanken für sich ganz persönlich umsetzen. Eine Anlage in Segmenten / Modulen ist erstens leichter zu transportieren, man kann sie, bei Bedarf, an räumliche Gegebenheiten anpassen, ein Segment ist schneller fertig als eine komplette Anlage und gerade das sorgt für die nötigen Erfolgserlebnisse, die man braucht um nicht auf halber Strecke die Lust zu verlieren, weil man den Aufwand für den Bau einer großen Anlage leicht unterschätzt. Auch wenn mal ein Teil misslingt, kann man es leicht später umbauen oder ersetzen. So wächst man und seine Fähigkeiten an seinen Aufgaben und gerade das sollte doch das Ziel einer befriedigenden Beschäftigung mit seinem Hobby sein, denn Stillstand ist Rückschritt.

Meine Maxime ist deshalb - so maßstäblich wie möglich um ein ansprechendes und stimmiges Gesamtbild zu erreichen ohne "Nietenzählerei" zu betreiben auch wenn man dabei gewisse Kompromisse eingehen muss. Dies mündete letztendlich in die Entwicklung von "TT-C40" - Gleis- und Weichenbau nach Vorbild.

In diesem Sinne wünsche ich den Besuchern dieser Seite an(auf)regende Unterhaltung.

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